Motivation

In der Technischen Mechanik wird die Mechanik, ein Teilfach der Physik, für die Aufgaben des in der Konstruktion von Tragwerken tätigen Ingenieurs aufbereitet. Dabei werden leistungsfähige Modellvorstellungen entwickelt, die einen Zugang zur mechanischen Beschreibung unserer Tragwerke ermöglichen. Dass dies erforderlich ist, resultiert aus der Erkenntnis, “dass die allgemein gültigen Lehren der Mechanik keineswegs dazu ausreichen, alle Fragen, die sich im Gebiete der Mechanik überhaupt aufstellen lassen, streng und genau zu lösen. Solchen Fällen steht der Naturforscher anders gegenüber als der Techniker. ... Der Techniker steht unter dem Zwange der Notwendigkeit; er muss ohne Zögern handeln ... und er muss sich daher unbedingt auf irgend eine Art, so gut es eben geht, eine theoretische Auffassung ... zurechtlegen” (Föppl “Vorlesungen über technische Mechanik I”, 4. Auflage 1910)

Die “Zurechtlegung der theoretischen Auffassung” erfolgt über die leistungsfähigen Konzepte der Technischen Mechanik, wie zum Beispiel die Technische Biegelehre für den Balken. Die Lehre in der Technischen Mechanik hat zur Aufgabe, wichtige Grundlagen für die Baukonstruktion, die Baustatik, die Baudynamik, die Bodenmechanik und den Massiv-, Metall- und Holzbau zu legen und dem späteren Ingenieur die Fähigkeit zur Abstraktion und zum Erkennen der Grenzen der mechanischen Konzepte zu geben.

Der Weg dorthin ist oft steinig - Verstand und viel Fleiß sind notwendig. Der Lohn ist ein “Gefühl” für die Mechanik, das in viele Lebensbereiche greift und immer wieder neue Anregungen zum Nachdenken gibt. Nicht umsonst war zum Beispiel der in der Mechanik bewährte Gedanke der Kausalität (Ursache-Systemübertragung-Auswirkung) in der Geschichte immer wieder Vorbild für andere Wissenschaften, wie zum Beispiel der Physiologie oder auch der Ökonomie. Wer die Mechanik erlernt, legt also nicht nur wichtige Grundlagen für seine Tätigkeit als Ingenieur, sondern erweitert auch seinen Horizont und schult sein logisches und abstraktes Denkvermögen.


Beim Studium der Technischen Mechanik sollte stets mit konzentriertem Blick auf die Mathematik geachtet werden. Dies ist mitunter schwierig, denn “die Mechanik macht ausgiebigen Gebrauch von den Hilfsmitteln der Mathematik. Bei aller Anerkennung dieser schätzenswerten Dienste darf man aber nicht die Rolle, die die Mathematik in der Mechanik spielt überschätzen oder gar ... als Hauptsache begreifen”. (Föppl “Vorlesungen über technische Mechanik I”, 4. Auflage 1910) Heute würde Föppl diese Aussage womöglich auch auf die Hilfsmittel der Numerik ausdehnen. Unsere Vorlesungen im Grundstudium erfordern daher sattelfeste Kenntnisse der gymnasialen Mathematik (die Grundlagen der Integral - und Differentialrechnung sowie der Vektorrechnung), die Veranstaltungen in den höheren Semestern greifen auf die, im Rahmen des Studiums gelehrte, Höhere Mathematik zurück.